Lesung mit Hugo Hamilton am 18.11.2022

Eine fesselnde Lesung in der Landesvertretung NRW mit dem vielfach ausgezeichneten Autor und Träger des Bundesverdienstkreuzes Hugo Hamilton: Westwind-Mitglied Hans-Henner Becker hatte den Kontakt zum Schriftsteller hergestellt, der aus seinen Werken „Gescheckte Menschen“ und „Palmen in Dublin“ vortrug. Hamilton wuchs in einer deutsch-irischen Familie auf.

Deshalb brachte Westwind-Vorsitzender Leo Dautzenberg in seiner Begrüßung seine Freude darüber zum Ausdruck, mit Martin Wall, Leiter der Abteilung Öffentliche Diplomatie und Presse, auch einen Vertreter der Botschaft von Irland willkommen heißen zu dürfen. Kernthemen des umfangreichen literarischen und stark autobiografisch geprägten Werkes von Hugo Hamilton sind Zugehörigkeit und Identität.

Sein irischnationalistischer Vater stammt aus Cork in Irland, seine Mutter aus Kempen am Niederrhein. Zuhause durfte nur deutsch und irisch gesprochen werden, nicht englisch, da es die Sprache der ehemaligen Kolonialmacht war. So war Hugo Hamilton immer ein Fremder im eigenen Land. Deutschland und insbesondere Kempen blieb einerseits ein Sehnsuchtsort.

Andererseits wurde Hamilton als Junge auch mit den Verbrechen Deutschlands im Zweiten Weltkrieg konfrontiert. Sein zwiegespaltenes Verhältnis zu Deutschland hielt an, und Hamilton begann seine literarische Suche nach den eigenen Wurzeln. Am Ende von „Palmen in Dublin“ heißt es: „Wir können zur Kenntnis nehmen, was wir verloren haben. Was wir zurückgelassen haben. Wir können von vorn anfangen, eine neue Geschichte für uns zu erfinden. Wir können uns neue Erzählformen ausdenken, wer wir sind und woher wir kommen. Wir können uns nach Hause sprechen.“

Hugo Hamilton war zunächst als Journalist tätig, bevor er die ersten Romane und Kurzgeschichten veröffentlichte. „Gescheckte Menschen“ wurde auch in Deutschland ein Bestseller. In Berlin lebte und arbeitete er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes Anfang der Zweitausenderjahre ein Jahr lang. 2006 erschien mit „Der Matrose im Schrank“ nach „Gescheckte Menschen“ der zweite Teil der deutsch-irischen Erinnerungen. Inzwischen umfasst sein Werk elf Romane, zahlreiche Kurzgeschichten und Theaterstücke. Hugo Hamilton lebt mit seiner Familie in Dublin, hat aber noch einen „Koffer in Berlin“.

Nach der Lesung entspann sich eine intensive Diskussion zur Biografie Hamiltons, aber auch zur politischen Situation in Nordirland nach dem Brexit. Hans-Henner Becker moderierte die Veranstaltung souverän. Fazit: Ein Abend, der auch für Newcomer bei den Westwind-Lesungen kurzweilig und spannend war.

Gescheckte Menschen, erschienen am 3. Januar 2006, btb Verlag,
ISBN-13 978-3442734252, 12,31 Euro (Taschenbuch)
Palmen in Dublin, erschienen am 27. Juli 2020, Luchterhand Literaturverlag,
ISBN-13 978-3630873015, 22,00 Euro (Gebunden)

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