Spannung, Scharfsinn und Jazz: Lesung mit Max Annas am 15. September 2025 begeistert Westwind-Mitglieder

Zur Westwind-Lesung am Montag, dem 15. September 2025, strömten zahlreiche Literaturbegeisterte in die Landesvertretung Nordrhein-Westfalen in der Hiroshimastraße. Der Vorstand hatte an diesem Abend den renommierten Schriftsteller Max Annas zu Gast – und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Nach der Begrüßung der Gäste und des Autors durch den Vorsitzenden Leo Dautzenberg übernahm Hanns Henner Becker die Moderation des Abends und sorgte für kurzweilige Unterhaltung.

Annas, in Köln geboren und heute in Berlin zu Hause, ist längst eine feste Größe im deutschen Kriminalroman. Seine Werke spielen in ganz unterschiedlichen historischen und gesellschaftlichen Welten – vom Post-Apartheid-Südafrika bis zum futuristischen Deutschland. Mehrfach wurde er für seine Bücher mit dem Deutschen Krimi-Preis ausgezeichnet. Doch Annas ist weit mehr als ein Krimiautor: Der studierte Journalist forschte in Südafrika zu lokalem Jazz, veröffentlichte über ein Jahrzehnt hinweg rund ein Dutzend dokumentarischer Bücher und gilt als präziser Beobachter gesellschaftlicher Konfliktlinien.

An diesem Abend las er aus seinem aktuellen Roman „Tanz im Dunkel“ – und entführte das Publikum in eine atmosphärisch dichte Geschichte, in der Spannung, politische Realität und psychologische Tiefe ineinandergreifen. Wir schreiben das Jahr 1959, vierzehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. In dieser Zeitspanne verortet Schriftsteller Max Annas die Handlung seines Romans. Seine Figuren bewegen sich in einer Gesellschaft, in der erneut Hakenkreuze an Wänden auftauchen, in der es zu Gewaltverbrechen kommt und deren Aufklärung nicht immer gradlinig verläuft. Alte Nationalsozialisten treten in veränderten Funktionen wieder hervor, und selbst kirchliche Institutionen werfen ihre Schatten auf die Geschehnisse. Mit ruhiger, zugleich eindringlicher Stimme ließ Annas seine Figuren lebendig werden. Immer wieder blitzten seine Erfahrung als Journalist und seine genaue Kenntnis der sozialen Milieus auf.

Die Gäste lauschten aufmerksam, einige Passagen sorgten für spürbare Gänsehaut im Saal. Nach der Lesung entwickelte sich unter der Moderation von Hans-Henner Becker ein lebendiges Gespräch: über Rechercheprozesse, über die Verschiebungen politischer Räume, über Musik als erzählerisches Motiv – und natürlich über die Frage, wie viel Wirklichkeit eigentlich in einem Kriminalroman steckt.

Der Abend endete mit viel Applaus und dem Gefühl, einer ebenso spannenden wie vielschichtigen Begegnung beigewohnt zu haben. Zum Schluss dankte der stellvertretende Vorsitzende Norbert Lemken dem Autor Max Annas für die fesselnde Lesung, dem Moderator Hanns Henner Becker für die lebendige Gesprächsführung, der Fotografin Julia Murray für die Fotoerinnerungen und dem Team der Landesvertretung NRW für die gastfreundliche Unterstützung. Ein rundum gelungenes Literatur-Event, das Lust auf mehr machte.

Hinweis:
Die Veranstaltung wurde von Michael Huppertz aufgezeichnet. So bleibt ein literarisches Zeitdokument erhalten, das weit über die Lesung hinaus wirkt: Annas’ Geschichte vom Jahr 1959 ist mehr als nur Rückblick – sie ist auch ein Spiegel für heutige Fragen nach Schuld, Verdrängung und dem langen Nachhall der Vergangenheit. Link zum VIDEO


Fotos: Julia Murray

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